
Der Durchzug durch das Schilfmeer hat für das Volk Israel höchste Bedeutung. Er wird darum in unzähligen Liedern von jeder Generation besungen und als Großtat der Treue Gottes gefeiert.

Was Gott Mose angekündigt hatte, war geschehen. Pharao schien es lange undenkbar, seine Sklaven freiwillig ziehen zu lassen. Aber unter den sich steigernden zehn Plagen und Gerichten blieb ihm kein anderer Ausweg.
V 1 -4: Auf Befehl Gottes zieht Israel nicht auf dem kürzesten und bekannten Karawanenweg nach Kanaan, sondern weicht vom Weg ab in eine andere Richtung. Gott bringt sie an eine bestimmte, von ihm vorgewählte Stelle, wo er seine Macht erweisen will. Die Ortsnamen lassen sich nicht mehr genau festlegen. Es könnte eine nördliche Lagune des Golfs von Suez gewesen sein. Bei den Ägyptern entsteht der Eindruck, daß sich das Volk verirrt hat.
V 5-7: Sofort wendet sich bei Pharao und seinen Beratern der Sinn: "Wie konnten wir sie nur ziehen lassen... !" Die ganze Kriegsmacht wird aufgeboten, um die Fliehenden zurückzuholen.
V 8-9: Und der Herr verstockte das Herz des Pharao. Diese Aussage macht uns zu schaffen. Wir sollten das Problem nicht zu leicht mit dem Hinweis lösen, dass hier ein böser Feind Israels seine verdiente Strafe findet. Eher sollten wir an die schon in Einheit 6 besprochene Bedeutung des Gottesnamens denken - er macht Geschichte. Gott bleibt souverän in allem seinem Handeln, auch in dem, was wir nicht verstehen und was uns nicht gefällt.
V 10-12: Sobald die Israeliten ihre Verfolger erkennen, sind sie wie gelähmt vor Angst. Von allen Seiten sind sie eingeschlossen: vom Meer, von den Bergen und nun auch noch von den Ägyptern. Da fangen sie an, Mose schwere Vorwürfe zu machen und versteigen sich sogar zu der Behauptung, Mose habe sie gegen ihren Willen aus Ägypten herausgeführt. Wie muß es in den Ohren Gottes geklungen haben, als sie schreien: Lieber wären wir in der Knechtschaft Ägyptens geblieben, als hier in der Wüste zu sterben!
V 13-14: Mose geht auf ihr Geschrei nicht ein. Er selbst schreit nun zu Gott unter der Last der Verantwortung. An das Volk aber richtet er das entschlossene Wort: Fürchtet euch nicht... ! Es ist der Ruf, der immer wieder Gottes großes Handeln im Alten und Neuen Testament einleitet. Die Kraft Israels ist jetzt nicht gefragt. Gott allein wird die Sache für sie zu einem guten Ende führen. Vgl. V 14 auch mit 5. Mose 1, 30f.; 2. Chr 20, 15ff.; Jes 7, 9b.
V 15-18: Sofort bestätigt Gott den Aufruf Moses mit dem Befehl zum Aufbruch. Das Meer wird sich spalten, wenn Mose seinen Stab gegen das Wasser ausstreckt. Aber er besitzt keinen Zauberstab und ist selbst kein Magier. Er ist nur Werkzeug und Zeichen Gottes für das Volk. Alles Geschehen aber bewirkt allein Gott.
V 19-31: Der Engel Gottes oder auch Engel des Herrn wurde schon 2. Mose 3, 2 erwähnt, und er erscheint im Alten Testament immer dann, wenn Gottes Gegenwart von Menschen besonders stark erfahren wird. Sein Reden und Tun geht oft in das direkte Reden und Handeln Gottes über. An dieser Stelle ist er auch in Verbindung mit der Wolken- und Feuersäule zu bringen Diese Säule, die Israel auf seiner ganzen Wüstenwanderung begleitetet, schiebt sich in der Nacht zwischen Israel und die ägyptische Streitmacht. So tappen die einen auf ihrer dunklen Seite in Finsternis, und die anderen finden von ihrer Lichtseite erhellt ihren Weg. Am Morgen geschieht das Meerwunder. Gott benutzt einen starken Ostwind. Damit ist nicht gesagt, dass der Wind allein die Wegrinne ausgeblasen hat und dass die Räder der Streitwagen nur durch den wahrscheinlich schlammigen Untergrund behindert wurden. Welche übernatürlichen oder natürlichen Erklärungsversuche es auch immer geben mag: Es bleibt Gottes unerklärbare Wundertat. Durch sie finden das Volk Israel Rettung aus höchster Gefahr und dauerhafte Befreiung und die Ägypter ihren Untergang. Die Geschichte endet (Kap. 15) mit einem großen Lobgesang Moses, seiner Schwester Miriam und ganz Israels: Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan! Sie können singen, weil sie selbst Veränderte sind: (V 31b) Das Volk fürchtete den Herrn, und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose.

Über Umwege führt Gott sein Volk an die Stelle, an der er für sie eine wunderbare Rettungstat vollbringen will.
Gott lässt der Bosheit des Pharao wieder freien Lauf. Mit aller seiner Macht will dieser Israel in die Knechtschaft zurückholen.
Doch gegen Gott kämpft alle menschliche Macht vergeblich. Ihr scheinbarer Siegesweg endet in der Sackgasse des Gerichts.
Gott siegt nicht nur gegen seine und Israels Feinde, sondern auch gegen ihre eigene Schwäche, Feigheit und ihren Mangel an Gottvertrauen.
Mose, der Mittler zwischen Gott und seinem Volk, erlebt, wie wankelmütig das Volk werden kann und welche Last ein Bote Gottes unter ihnen zu tragen hat.
Am Ende kommt Gott zu seinem Ziel, und Israel wird gestärkt im Glauben an Gott und im Vertrauen zu Mose.

- Klärt die Interessenlage: Welche Interessen hatten die Ägypter? Welche das Volk Israel? Welche Mose? Was will Gott deutlich machen?
- Mose bewährt sich in dieser Geschichte als Leiter des Volkes. Wie zeigt sich seine besonnene Leitung?
- Diese Geschichte wurde in Israel immer wieder erzählt. Warum ist sie so wichtig für das Volk Israel?

- Gott macht Geschichte. Das haben wir auch in unserer Zeit erlebt! Wie verhielt sich dabei die christliche Gemeinde?
- Verstockt Gott auch heute Menschen? - Das wird unserer Beurteilung immer entzogen sein. Darum sollten wir an dieser Frage nicht unnötig Zeit verlieren. Es gibt keinen Grund, dass wir für uns verstockt erscheinende Menschen nicht mehr beten und nicht mehr auf ihre Bekehrung hoffen.
- Wankelmütigkeit - wie beim Volk Israel - gibt es auch in der christlichen Gemeinde. Worauf kommt es dann an?
- Boten Gottes brauchen Durchhaltevermögen, Standhaftigkeit im Gebet und einen langen Atem für ihre Leitungsaufgabe. Wie unterscheidet sich stures Festhalten an Tradition vom Bewahren biblischer Grundsätze? Loblieder über Gottes Rettungskraft sangen auch amerikanische Sklaven (When Israel was in Egyptland ...). Welche Lieder kennen wir, die dieses Thema ebenfalls aufnehmen?
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